Das städtische Begegnungszentrum in Dortmund Mengede ist ein Ort mit einem vielfältigen Angebot vom Handarbeitstreff über die Schachgruppe bis hin zu Sport an der Wii-Konsole. Geleitet wird das Zentrum von Solveig Jeromin mit tatkräftiger Unterstützung von 15 Ehrenamtlichen. Die Aktivitäten richten sich v. a. an Menschen ab 50 Jahre, jedoch sind auch generationsübergreifende Begegnungen willkommen. So auch am 26. Juli 2023. An diesem Mittwochnachmittag wurde in den Räumlichkeiten des Begegnungszentrums zu einer Gesprächsrunde zwischen Seniorinnen und Senioren und Menschen mit Fluchtgeschichte geladen. Das Interesse war groß und so hatten sich über 30 Personen aus Deutschland, Syrien, Afghanistan und der Ukraine eingefunden. Da waren beispielsweise die 15-jährige Sahar, die gemeinsam mit ihrer Mutter Simin vor sieben Jahren aus Afghanistan nach Dortmund gekommen sind, Brigitte, die 1945 aus Schlesien gekommen ist oder Gerti, die bereits mit ihrem Mann auf den Bahamas, Chicago und Spanien gelebt hat, bevor sie in den 1990er Jahren zu ihren Kindern nach Dortmund zog. Nur und ihre Schwester Nada erzählten, dass sie zunächst von Syrien in eine brandenburgische Kleinstadt kamen. Dort wollte man sie aber nicht haben. Hier in Dortmund, auch Dank der Unterstützung von vielen lieben Leuten, fühlen sie sich nun seit sieben Jahren wohl. Die 21-jährige Bayan, vor sieben Jahren aus Syrien nach Dortmund gekommen, erzählte, dass sie zu ihren Klientinnen und Klienten immer sagt: „Bayan – wie Bayern München. Dann können es sich alle merken“. Sie absolviert aktuell eine Ausbildung zur Pflegefachkraft und geht gerne mit ihren beiden Vögeln auf der Schulter spazieren. Sigrid berichtete von einem Treffen: „Da kam Bayan mal mit einem Vogel auf der Schulter bei mir im Garten vorbei. Er hatte eine Leine am Hals und diese war an Bayans Revers festgesteckt. Der ist nicht weggeflogen!“
Besonders emotional wurde es, als Nadia aus der Ukraine berichtete, dass sie seit Februar 2022 alleine hier in Dortmund ist, ihr Mann sei in der Armee. Sie kämpfte mit den Tränen, was auch die anderen Teilnehmenden sichtlich berührte, als sie erzählte, wie dankbar sie Deutschland und v. a. den netten Menschen ist, was sie für Geflüchtete tun. Als Dankeschön hatte sie ein Herz für Solveig Jeromin gebastelt: in schwarz, rot, gelb und blau. Flucht- und Kriegserfahrungen gab es auch bei den Seniorinnen und Senioren: So erzählte eine Teilnehmerin, sie sei auf der Flucht von Schlesien geboren, ein anderer Herr berichtete von seiner Kindheit während des Zweiten Weltkrieges, von der Umsiedlung nach Niedersachsen, wo er sich fremd gefühlt hat und schließlich der Rückkehr nach Dortmund und der Wohnungsnot nach Ende des Krieges. Das Gespräch drehte sich weiter v. a. um gemeinsame Interessen wie Handarbeit und Kochen, aber auch um die Schwierigkeit des Erlernens einer neuen Sprache – insbesondere im Erwachsenenalter. Denn Sprache, so auch Bayans Mutter, sei der Schlüssel. Bei Kaffee und Kuchen wurde sich noch weiter in Kleingruppen unterhalten und ein interkulturelles Kochangebot soll schon bald folgen!