Am frühen Abend des 11. Dezember 2023 lernten sich 14 Personen im Rathaus Halstenbek kennen, die aus dem Irak, Afghanistan, Syrien, Ukraine und Deutschland kamen. Zusammen mit Adham Shannan, Integrationsbeauftragter der Gemeinde Halstenbek, veranstalteten wir eine Begegnungsveranstaltung für Menschen mit und ohne Fluchtgeschichte.
Der 24-jährige Asif* kam aus Afghanistan und lebt seit zwei Jahren in Halstenbek. Davor war er acht Jahre in der Ukraine. Auch der 25-jährige syrische Zahnarzt Firas* lebte in der Ukraine, bevor dort der Krieg ausgebrochen ist. Somit sei er zwei Mal vor dem Krieg geflüchtet. Er berichtete von den Herausforderungen und der langen Dauer, seinen Studienabschluss in Deutschland anerkennen zu lassen. Auch für die 52-jährige Lehrerin Margaryta* aus der Ukraine benötigte die Anerkennung ihres Abschlusses viel Zeit, da sie dafür weitere Kurse besuchen muss. Aber schon jetzt arbeitet sie Lehrerin in einer DaZ (Deutsch als Zweitsprache)-Klasse für ukrainische Kinder. Sie erzählte, dass das Ankommen in Deutschland und Halstenbek schwierig war – alles sei anders gewesen. Hinzu kamen traumatische Erfahrungen des Krieges. Diese spiegeln sich auch bei den Kindern ihrer DaZ-Klasse wider.
Großen Respekt vor den gemeisterten Herausforderungen und der guten Deutschsprachkenntnisse der Geflüchteten hatte Bettina*. Für den 20-jährigen Edris* war das alles andere als selbstverständlich. Der Iraker berichtete, dass er seit zwei Jahren in Halstenbek lebt und nur eine Duldung erhalten hat. Dadurch fehlte ihm eine langfristige Planungsperspektive und Sicherheit, auch berichtete er, dass er sich seinen Sprachkurs selbst finanzieren musste. Da er gut Deutsch spricht, kümmerte er sich um viele administrative Aufgaben von sich und seiner Mutter. Beide leben in ständiger Angst vor einer Abschiebung. Er wünschte sich nicht nur sein Leben langfristig in Deutschland gestalten zu können, sondern auch eine Veränderung der Politik und gleiche Chancen für alle – auf einen Deutschkurs, eine Ausbildung und ein Leben in Sicherheit.
Geschichten, wie die von Edris* stimmten alle im Raum nachdenklich. Er ist ein junger hochmotivierter Mann, der bereits viel in seinem Leben gemeistert hat, seine Familie unterstützt, sich weiterbildet und aktiv an der Gesellschaft in Deutschland teilhaben möchte. Dies wird ihm aber, aufgrund seiner Herkunft, durch die Unsicherheiten und Unplanbarkeit der Duldung erschwert bzw. unmöglich gemacht. Und so ging der Abend mit einem schweren Thema, aber auch Hoffnung und neuen Begegnungen in Halstenbek zu Ende.
*Namen geändert