Mit Unterstützung von Wioletta Fial von der Migrationsberatung der Volkssolidarität in Torgelow führte unsere Referentin Alisa Butscher am 25., 26. Mai 2023 und 2. Juni 2023 im Mehrgenerationenhaus des Ortes unseren „Orientieren“-Workshop durch. Die Teilnehmenden kamen vorrangig aus Syrien und der Ukraine und sind zum Großteil unter einem Jahr in Deutschland, weswegen unsere Referentin von den Dolmetschenden Tatsiana Paska und Abdelkader Berrabah unterstützt wurde.
Der erste Workshop behandelte die deutsche Alltagskultur. Die Teilnehmenden wurden zum Einstieg gefragt, was sie mit Deutschland und dem Alltag verknüpfen. Während die syrischen Teilnehmenden Rassismus nannten, fiel den ukrainischen Teilnehmenden neben der Sauberkeit auch eine gewisse Hilfsbereitschaft, trotz Distanz, auf. Im Workshop wurde außerdem über regionale Spezialitäten sowohl in Deutschland als auch den Herkunftsländern der Teilnehmenden gesprochen, die Feiertage und Ähnlichkeiten zu Syrien und der Ukraine wurden behandelt. Außerdem ging es um die Frage der Religionsausübung in Deutschland sowie das Grundgesetz und vor allem den darin enthaltenen Artikel 1 „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.
Beim zweiten Workshop kamen weitere Teilnehmende u. a. aus Afghanistan und Irak dazu. In Anknüpfung an den Vortag ging es um Gleichberechtigung, die in Deutschland gesetzlich festgeschrieben ist. Über die Forderungen in der französischen Revolution wurde an die Frauenbewegung, v. a. in Deutschland, angeknüpft. Ein Teilnehmer schilderte die Frauen- und Mädchenrechte in seinem Heimatland Afghanistan und machte darauf aufmerksam, dass erkämpfte Freiheitsrechte auch wieder beschränkt werden können, wie es dort seit der Machtübernahme 2021 durch die Taliban der Fall ist. Als externe Referentin hielt Anna Efremowa von der Universität Greifswald einen Impulsvortrag über ihre Arbeit als studentische Gleichstellungsbeauftragte und generelle Aufgaben als solche. Die Teilnehmenden hatten einige Fragen an sie, zum Beispiel, was Frauenparkplätze mit Gleichberechtigung zu tun haben (strukturelle körperliche Übergriffe und Gewalt an Frauen), ob Alleinerziehenden mehr Urlaubstage zustehen oder ob Gleichstellungsbeauftragte auch ansprechbar sind, wenn jemand z. B. aufgrund des Geschlechts eine Anstellung nicht bekommt.
Der dritte Workshop fand zum Thema Bildung statt. Die Teilnehmenden bestanden wieder aus Personen aus Syrien, der Ukraine und Afghanistan. Tatsiana Paska und Abdalah Hawjawi halfen bei der Übersetzung. Zunächst ging Alisa Butscher auf das Schulsystem mit Fokus auf Mecklenburg-Vorpommern ein, wobei sie die hohe Bedeutung von Schulabschlüssen betonte. Auch die unterschiedlichen Abschlüsse und sich daraus ergebene Möglichkeiten wurden angesprochen. Besonders von Interesse war die berufliche Ausbildung. Unsere Referentin stellte auch verschiedene Anlaufstellen zur Anerkennung von schulischen oder beruflichen Qualifikationen vor. Als Gäste hatten wir Marina Timofeeva und Jad Schwake eingeladen. Sie arbeiten in Neubrandenburg und Greifswald bei genres (Gesellschaft für nachhaltige Regionalentwicklung und Strukturforschung). Genres wirkt in den Bereichen Bildung, Partizipation und Gesundheit und unterstützen Migrantinnen und Migranten in verschiedenen Projekten mit Fokus auf beruflicher Bildung, Anerkennung von Qualifikationen und Berufsberatung. Die Mitarbeitenden berichteten von ihrer vielfältigen Arbeit, im Anschluss konnten die Teilnehmenden Fragen stellen. Einen herzlichen Dank an Wioletta Fial für die gute Zusammenarbeit, Tatsiana Paska, Abdelkader Berrabah und Abdalah Hawjawi für das Dolmetschen, Anna Efremowa, Marina Timofeeva und Jad Schwake für die Einblicke in ihre Tätigkeit und das Mehrgenerationenhaus Torgelow für die Räume und Unterstützung!